Besuch in Ambérieu
Eine Woche voller neuer Eindrücke in Frankreich

Croissant, Baguette und beaucoup de fromage – Klischees oder Frankreich vom Feinsten? Eine Woche lang durften wir, 30 Schülerinnen und Schüler aus der zehnten und elften Klasse, in die französische Kultur eintauchen und Schule, Essen und Familie hautnah erleben.
Nachdem wir nach 9 Stunden Busfahrt in Ambérieu ankamen, erwarteten uns unsere Austauschpartnerinnen und Austauschpartner – oder „corres“, wie sie dort genannt werden – bereits. „La bise“ war selbstverständlich, und ja, auch Mutter, Vater und sogar „grand-père“ gilt es mit dem Küsschen zu begrüßen!
Dies war nur der erste ungewohnte, aber schöne Eindruck, beim Abendessen folgte der nächste. Was essen französische Familien überhaupt?
Kein Froschschenkel-Schock, aber von Ratatouille, Galettes, Raclette bis zu Crêpes und Tourteau fromager war alles dabei. Im Gegensatz zu Deutschland gab es zudem grundsätzlich Entrée, Käse und Dessert zu jeder Mahlzeit, und das typische Baguette fehlte ebenfalls nie. Von der Gastfreundlichkeit überrascht, wurden wir jeden Tag (mehr als) satt… „Mais tu veux encore un peu de salade?“
Natürlich wurde Französisch in der Familie gesprochen, doch selbst dort, wo anfangs die Kommunikation holprig verlief, hörte sich die Sprache nach einigen Tagen nicht mehr fremd an. Sogar im Gespräch unter uns Deutschen rutschte oft das ein oder andere „Oui“ heraus.
Unsere Familien bemühten sich sehr, uns das Land zu zeigen. Am Wochenende ging es für manche nach Ambérieu oder Lyon, für andere zum Wandern, oder auch in Kunstmuseen, Eislaufhallen und Tierparks.
Die Gegend um Ambérieu ist ländlich geprägt wie Friedberg, aber dennoch anders. Die Häuser, fanden wir, erinnerten fast schon an die Toskana, und auch zwei Schafe im Garten waren völlig normal. Schön waren auch die mittelalterlichen Städte wie Pérouges, in denen man sich drei Jahrhunderte zurückversetzt fühlte, inklusive duftender „Artisan Boulangeries“ und liebevollen Boutiquen.
Im Rahmen des Programms besuchten wir zudem Lyon, liefen durch die alten Traboules im Quartier „Vieux Lyon“ und besichtigten mehrere Seidenwebereien mit ausführlichen Führungen. Geschichtliche Einblicke folgten dann in der Cathédrale de Brou in Bourg-en-Bresse, und das angeschlossene Kunstmuseum fanden wirklich alle sehenswert. Abgerundet wurde unser Aufenthalt mit einer Stadtführung durch Chambéry inmitten der Berge, bei der uns unsere corres begleiteten. Unsere Rückfahrt von dort dauerte etwas länger, da wir von den „grèves“ aufgehalten wurden: Die Franzosen streikten und demonstrierten zahlreich gegen die geplante Rentenreform.
Dass selbst Lehrer streiken können, war neu für uns. Zum Glück durften wir am Tag vor dem Streik noch einen normalen Schultag am Lycée de la Plaine de l’Ain miterleben. Die Schule hat fast 2000 élèves, verteilt auf nur drei Jahrgangsstufen. Vor dem Schulhaus hängt die Nationalflagge und in jedem Klassenzimmer der Text der Marseillaise. Der Unterricht ähnelte mehr einem Vortrag an der Uni, dennoch bemühten sich die „profs“, uns „Allemands“ mit einzubeziehen. Gerade in den Fremdsprachen durften wir oft vorlesen, da das Sprachniveau allgemein erstaunlich niedrig war. Eine Erfahrung war der Schultag auf jeden Fall, wenn auch sehr unterschiedlich zu Deutschland.
Dorthin ging es dann leider schon viel zu schnell zurück – aber mit besserem Französisch und viel Baguette und Fromage im Gepäck!

Wunja Zürn, Q11

Zurück